Es handelt sich um einen Barocktempel, der zu den schönsten in Olomouc zählt. Bereits Anfang des 13. Jahrhunderts befand sich an dieser Stelle eine Kapelle, die dem heiligen Erzengel Michael geweiht wurde. Diese Kapelle schenkte der böhmische König Wenzeslaw einer Gruppe Dominikaner, die auf dem Weg von Italien nach Polen in Olomouc Station machten. Ihre Ankunft in Olomouc wird um das Jahr 1230 datiert. Die Dominikaner haben so gut gewirtschaftet, dass sie bald, statt einer kleinen Kapelle eine große gotische Kirche bauen konnten, die im Jahre 1251 eingeweiht wurde. Diese gotische Kirche wurde aber während des Krieges gegen die Schweden so stark zerstört, dass der Vorstand des Klosters Antonín Peretius entschieden hat, die gotische Kirche abzureißen und auf deren Grundmauern eine neue Barockkirche zu errichten. Mit dem Neubau der Kirche wurde im Jahre 1676 begonnen. Vollendet und geweiht wurde die Kirche am 9. Mai 1707 durch den olmützer Weihbischoff Julius aus Braid.

Über die neue Kirche haben sich die Dominikaner aber nicht lange gefreut. Kaiser Josef II. hat mittels seines Hofdekrets im Jahre 1784 das Dominikanerkloster, sowie viele andere Klöster und Kirchen aufgelöst.

Um die Kirche zu retten, ist sie zu einer Pfarrkirche, aus dem Kloster ein Pfarramt und ein Seminar geworden. Die Gebäude haben die olmützer Erzbischöfe in zwei Bauetappen zum heutigen mächtigen Baukomplex umgebaut.

Die Kirche Hl. Michael ist der erste Kuppelgewölbebau im norditalienischen Stil in Mähren. Der Baumeister war der kaiserliche Architekt Giovanni Pietro Tencala, der in Mähren mehrere Bauten errichtete, unter anderem auch die Basilika der Hl. Jungfrau Maria auf dem Hl. Berg (Svatý Kopecek). Tencala beendete den Kirchenbau jedoch nicht. Fortgeführt hat ihn der italienischer Architekt Domenico Martinelli. Die zwei Architekten haben der Kirche Hl. Michael einen besonderen Charakter gegeben, sodass sich eine ähnliche Kirche erst in der Nähe von Neapel befindet. Die Kirche Hl. Michael ist durch seine drei Kuppeln, die in einer Achse liegen, charakteristisch.
Diese Achse mit den drei Kuppeln stellt die Tatsache dar, dass Gott die Liebe ist, und auch wenn Gott der einzige ist, zwischen den Personen der Hl. Dreifaltigkeit lebt. In der ersten Kuppel an dem Wandgemälde am Altar ist der Gott Vater als Schöpfer abgebildet. In der letzten Kuppel, in der Nähe der Orgel, ist der Gott Sohn mit Siegeskreuz und in der mittleren Kuppel die Taube abgebildet – als die Liebe, die den Vater und Sohn verbindet - die dritte göttliche Person – der Hl. Geist.

Drei Kuppeln - ein Tempel, drei Personen – ein Gott. Der Gott, der die Liebe ist, der Gott, der seine Beziehungen lebt.

Auch die Ausrichtung des Kirchenbaus ist kein Zufall. Bereits in den altchristlichen Zeiten wurden die Kirchen mit Altar Richtung Osten gebaut (zumindest da, wo es einigermaßen möglich war). Und zwar deswegen, damit die Gläubigen während des Gebets mit dem Gesicht in Richtung der aufgehenden Sonne blickten. Die Sonne ist das beste Bild, das Symbol Christus, das genauso wie das Weltlicht aus der Dunkelheit des Grabens auferstanden ist.
So wie die Sonne immer wieder im Osten aufgeht, kommt Er immer wieder und bietet dem Menschen seine Freundschaft an und möchte das Licht im Leben der Menschen sein. Jeden Sonntag morgen strahlen zwei große Lichtstrahlen durch zwei Fenster an der östlichen Wand über dem Altar in die Kirche. Die zwei Strahlen gleichen zwei Lichtarmen, wie eine Lichtumarmung für die Gottesdienstteilnehmer.

Die Kirche ist 60 m lang, 20 m breit und vom Boden bis zur Decke der mittleren Kuppel 41,2 m hoch. Am Haupteingang ist ein mächtiger Chor, der von zwei Cheruben unterstützt wird. Der Orgelschrank ist im Barockstil gefertigt, die eigentliche Orgel stammt jedoch aus dem Jahre 1960 aus Krnov. Es handelt sich um ein Konzertinstrument. Im hinteren seitlichen Bereich der Kirche befinden sich die Altäre der Hl. Jungfrau Maria in der Hoffnung (Maria gravida) und ihnen gegenüber der Altar des Hl. Sebastian. In der Mitte der Kirche befindet sich ein seitlicher Altar der Hl. Filomena und ihm gegenüber der Altar des Hl. Johannes Sarkander aus dem Jahr 1860 (Jahr der Beatifikation).

Einzigartig ist die barocke Kanzel mit einem Dächlein, das den gleichen Sinn wie heutige elektriche Verstärker erfüllte. Auf dem Dächlein befindet sich ein Figuren- Ensemble – die Hl. Jungfrau Maria übergibt dem Hl. Dominik den Rosenkranz, der auch dieses Gebet in Europa verbreitet hat.
Ausserdem können wir noch das Zeichen der Dominikaner erwähnen, einen Hund mit einer brennenden Fackel zwischen den Zähnen. Diesen Hund findet man noch
fünfmal in der Kirche. Nach historischen Quellen hatte die Mutter des Hl.Dominik einen Traum von einem Hund mit brennender Fakel. Die Erklärung des Traumes war, dass der Hl. Dominik mit seiner Lehre und Predigerdienst das Evangelium durch Europa trug, so wie der Hund die Fackel trägt.

Das Herz jeder Kirche ist das Heiligtum mit dem Allerheiligsten. Seitlich befinden sich übermenschlich große Cherubins. Über dem Heiligtum ist eine wunderschöne Kopie der Gemälde des röhmischen Malers Quido Reni – wie der Erzengel Michael den Satan in die Hölle stößt.

Durch den Kreuzweg kommen wir zum gotischen Glockenturm mit seinen Glocken. Es führen 75 Stufen hinauf. An zwei Stellen des Treppenhauses ist das Gewölbe erniedrigt.

Direkt unter den Glocken befindet sich ein Glockenstuhl, der die 7 Tonnen schweren Glocken, die über unseren Köpfen schwingen, tragen muss. Die Glocken geben der Kirche die Stimme, rufen uns dreimal täglich zum Gebet, laden uns zur Heiligen Messe. Während einer Hochzeit werden sie zu Hochzeitsglocken, und bei einem Trauerfall begleiten sie den Menschen auf seinem letzten Weg.

Die Glocken hatten einen großen „Nachteil“. Sie waren aus dem gleichen Material wie die Panzergeschütze. Die Glocken wurden im letzten Jahrhundert zweimal zerstört (zum erstenmal im Jahre 1917, dann 1926 erneuert und im Jahre 1943 wieder zerstört)

Die heutigen Glocken sind bereits die dritten in Folge, nachdem die Kirche 64 Jahre lang ohne Glocken war (wenn man nicht die kleine 40 kg schwere Totenglocke in der Laterne des Glockenturms mitrechnet). Im Jahre 2007, zum 300. Jahrestag der Kirchenweihe, hat Herr Ing. Březina (Gouverner der olmützer Region) die kleinste Glocke gestiftet (600 kg schwer und mit dem Namen Hl. Johannes Sarkander).

An diesem Tag wurde bekannt gegeben, dass die Glocke mit den Namen der Spender, die mindestens 10000 Kronen spenden, versehen wird. Innerhalb von zwei Monaten wurden 530000 Kronen gesammelt, und man konnte die zweite Glocke (850 kg schwere Hl. Zdislava, Familienpatronin) gießen. Auch die dritte Glocke wurde durch Spenden finanziert, innerhalb von 4 Monaten wurden 1000000 Kronen für die 2000 kg schwere Glocke des Hl. Erzengel Michael esammelt. Die vierte und schwerste (3000 kg) Glocke ist der Hl. Jungfrau Maria der Patronin der Ungeborenen geweiht, und durch Spenden in Höhe von 2,5
Millionen Kronen finanziert worden. Die Glocken kann man auch während des Läutens besichtigen. Aus den letzten Spenden gelang es noch, drei weitere kleine Glocken zu finanzieren: 2 Glocken für die Kirche der Hl. Katharina (100 kg und 50 kg schwer) und eine Glocke (38 kg) für die Kapelle des Hl. Johannes Sarkander. Alle Glocken wurden in der Glockenwerkstatt von Frau Letitia Dytrychová-Vránová in Brodek u Přerova gegossen.

Der Vorgang des Glockenläutens funktioniert mit einem sogenannten linearen Motor, d. h., ein starker Elektromagnet, der über einen Stahlkern einen Impuls zur Glocke abgibt. Die Glocke schwingt einmal, die Elektronik wartet bis die Glocke in die Ausgangsposition zurückkommt und gibt erneut einen Impuls in die gleiche Richtung ab. So schwingt die Glocke los. Dieser Vorgang lässt sich für die ganze Woche vorprogrammieren.